Im Sommer 2011 erreichte der Goldpreis pro Unze 1895 US-Dollar. Das war der Höchststand in der über zehnjährigen Goldhausse. Nach dem jüngsten Absturz liegt der Goldunzenpreis nur noch auf etwas über 1400 US-Dollar. Ist das das Ende der langjährigen Goldhausse oder bloss eine brutale Preiskorrektur im weiter laufenden Haussetrend? Darüber wird derzeit heftig gestritten.
Die Goldpreistreiber der jüngsten Hausse
Das sind die Hauptgründe, für die jahrelange Goldpreishausse: In den sich Schlag auf Schlag folgenden Krisen galt Gold stets als sicherer Anlegerhafen. Tiefe oder sogar negative Realzinsen erleichterten das Verschmerzen der Ertragslosigkeit des Goldes. Heiss laufende Notenpressen schürten die Inflationsangst, die mit Goldkäufen gedämpft wurde. Das Aufkommen von einfach handelbaren und kostengünstigen Gefässen wie börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds ETF) erleichterte die Nutzung des Goldes als Anlageinstrument. Verschiedene Notenbanken namentlich aus den Schwellenländern kauften vermehrt Gold als Währungsreserve. All das förderte die Nachfrage nach Gold aus Motiven der Geldanlage. Der Goldmarkt wurde damit stärker von der Stimmung der Anleger abhängig und weniger von der industriellen Nachfrage.
Anlegerstimmung hat gedreht
In letzter Zeit scheint ein guter Teil der Anleger die Schuldenkrise weniger schlimm und irgendwie als „Business as usual“ einzuschätzen. Viele wenden sich mit gesteigertem Risikoappetit vermehrt wieder den Aktien zu. Zudem ist eine wirklich schlimme Inflationstendenz kaum auszumachen, wohl aber eine leichte Steigerung der Realzinsen. Ergebnis: Massgebende Anleger haben dem Gold den Rücken gekehrt und damit den Preis in den Keller geschickt.
Ob die langjährige Hausse zu Ende ist oder nur eine längere Korrektur bevorsteht, ist noch kaum zu erkennen. Aber eines scheint sicher zu sein: Die starken Goldpreistreiber der jüngsten Vergangenheit sind erheblich geschwächt. Deshalb gibt es derzeit wenig Anzeichen, dass das Gold rasch wieder zum alten Höchst zurückkehrt. Wer Gold seit eh und je als diversifizierende, langfristige und bescheidene Depotbeimischung hält, braucht nichts zu machen. Wer einen grösseren Teil des Vermögens im Gold hält, sollte seine Diversifikationsstrategie überprüfen.