Niemand kann es übersehen: In der modernen Medizin spielen die Digitalisierung, die Künstlicher Intelligenz, das Maschinelle Lernen und das Programmieren eine immer wichtigere Rolle. Künftige Ärztinnen und Ärzte müssen in der Lage sein, digitale Tools in der jeweiligen klinischen Situation kompetent zu beurteilen. Deshalb soll der Einsatz digitaler Methoden im Medizinstudium verankert werden. Laut dem Portal für die Gesundheitsbranche «Medinside» hat die Arbeitsgruppe «Digitalisierung der Medizin» des Bildungsnetzwerkes Medizin unlängst aufgezeigt, welche konkreten Bildungsinhalte im Bereich der Digitalisierung an den medizinischen Fakultäten der Schweizer Hochschulen vermittelt werden sollen.
Fünf vorgeschlagene Digitallerninhalte für das Medizinstudium
Die Arbeitsgruppe «Digitalisierung der Medizin» des Bildungsnetzwerkes Medizin schlägt für das Medizinstudium zumindest die folgenden fünf Digitalinhalte vor:
- Basiswissen über Daten und Datenverwaltung: Die Studierenden sollten sich Grundkenntnisse zu Datenstandards und ein Verständnis für die verschiedenen Formen von Datenintegration aneignen.
- Grundwissen zu Konzepten: Hier soll es unter anderem darum gehen, was Experten unter einem Algorithmus verstehen. Im Fokus stehen Grundwissen in Programmierung und Inhalte in Statistik wie Wahrscheinlichkeiten, Regressionsmethoden und neuronale Netzwerke. Wenn immer möglich sollte dies anwendungsbezogen und anhand von Praxisbeispielen erarbeitet werden.
- Validierung von Ergebnissen: Hier steht die Frage im Zentrum, ob den Ergebnissen vertraut werden darf. Zum Beispiel über Parameter wie Kreuzvalidierung, Sensitivität, Spezifität, Extrapolierbarkeit oder Robustheit und Bias von Systemen mit Künstlicher Intelligenz.
- Einsatz in der klinischen Tätigkeit: Das ärztliche Personal muss befähigt sein, die Rolle von Maschinellem Lernen im Gesamtprozess der Behandlung zu verstehen. Die Medizinstudierenden müssen gemäss Lernziel imstande sein, den Patientinnen und Patienten die Ergebnisse des Modells verständlich zu erläutern.
- Ethische und rechtliche Fragen: Einerseits bestehen erwartungsgemäss Anforderungen an den Umgang mit Daten und an die Datensicherheit. Aber es soll auch um die Frage gehen, wie transparent und nachvollziehbar algorithmische Entscheidungen getroffen werden. Wichtige Themen sind darüber hinaus die rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen beim klinischen Einsatz dieser Methoden. Und nicht zuletzt auch Frage der Haftung und Verantwortung.
Es braucht auch grundlegende Kenntnisse des Programmierens
Das schreibt «Medinside» zu den vorgeschlagenen Digitalinhalten im Medizinstudium: «Die neuen Technologien können Ärztinnen und Ärzte für die Interaktion ‘Arzt–Patient’ nutzen und in die Patientenberatung integrieren. Für Medizinstudierende, die sich ein vertieftes Wissen aneignen wollen, empfiehlt die Arbeitsgruppe, spezielle Kurse anzubieten. Man ist sich gleichzeitig bewusst, dass mit dem Fokus auf Maschinelles Lernen nur ein Teil der Digitalisierung abgedeckt wird.
Für die Mitglieder der Arbeitsgruppe «Digitalisierung der Medizin» des Bildungsnetzwerkes Medizin ist aber auch klar: Es müssen grundlegende Kenntnisse des Programmierens vorausgesetzt oder aber zusammen mit der Anwendung von Bibliotheken für Maschinelles Lernen unter Nutzung der Programmiersprache Python im Unterricht vermittelt werden.»