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Patrick-ZiegelmuellerPatrick Ziegelmüller, 31-jährig (Bild), hat 2013 den Bachelor of Science BSc in Physiotherapie erworben. Der ambitionierte Triathlet erwarb seine beruflichen Erfahrungen als Physiotherapeut zwei Jahre in einer Praxis in Reutlingen und fünf Jahre in der bekannten Praxisklinik Rennbahn AG, Muttenz. Dort traf er auch den Physiotherapie-Kollegen Thomas Reupke. Mit ihm zusammen gründete er am 1. Juni 2020 die PhysioART KLG, Basel. Lesen Sie, weshalb die Praxis «PhysioART» heisst, weshalb Patrick Ziegelmüller und sein gleichberechtigter Geschäftspartner beim Schritt in die Selbständigkeit die Rechtsform der Kollektivgesellschaft KLG wählten und weshalb Patrick Ziegelmüller hofft, dass der Direktzugang von Patientinnen und Patienten zur Physiotherapie eines Tages Wirklichkeit wird.

Patrick Ziegelmüller, wie entstand die PhysioArt KLG?
Patrick Ziegelmüller: Nach interessanten und lehrreichen Jahren des Daseins als angestellter Physiotherapeut habe ich am 1. Juni 2020 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Als Familienmensch und ambitionierter Triathlet war mir von Anfang an klar, dass ich diesen Weg nicht allein gehen will. Mein Physiotherapiekollege Thomas Reupke bei der Praxisklinik Rennbahn AG wurde somit mein gleichberechtigter Geschäftspartner. Für die Vorplanung haben wir uns sehr viel Zeit genommen: Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten sowie die Ausarbeitung eines Praxiskonzepts mit unseren Stärken und individuellen Ideen waren uns wichtig, um als Neuling unter den vielen Physiotherapiepraxen in Basel langfristig bestehen zu können. Zusammen mit Thomas Reupke und mir sind wir heute vier Physiotherapeuten und eine Physiotherapeutin.

Weshalb heisst Ihre Praxis «PhysioART»?
Patrick Ziegelmüller: Wir wollten für unsere Praxis einen einzigartigen Namen. «ART» steht für Analyse, Rehabilitation und Training. Dieses Dreigestirn entspricht unserer Vorstellung einer strukturierten und aktiven Physiotherapie. Zudem wird damit ein Bezug zur Kunststadt Basel geschaffen. Um ein mit unserem Praxisnamen verbundenes Alleinstellungsmerkmal zu schaffen, konnten wir den international bekannten Künstler Ben Hübsch dafür gewinnen, unsere Praxisräume farblich zu gestalten. Daraus entstand ein aussergewöhnliches «ART»-Ambiente für unsere Patientinnen und Patienten, aber auch für uns selbst.

Weshalb haben Sie für die PhysioArt KLG die Rechtsform der Kollektivgesellschaft gewählt und nicht beispielsweise die Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH oder die Aktiengesellschaft AG?
Patrick Ziegelmüller: Um uns einen Überblick über die möglichen Rechtsformen für unsere Praxis zu verschaffen, haben wir einen Unternehmerkurs unseres Berufsverbands «Physioswiss» besucht. Da wir uns als echte Unternehmer sehen, war es für uns selbstverständlich, auch als Privatpersonen die volle Verantwortung zu übernehmen, wie das im Rahmen einer Kollektivgesellschaft KLG der Fall ist. Kommt dazu: Die Gründungskosten einer Kollektivgesellschaft sind geringer als bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH oder bei einer Aktiengesellschaft AG. Es gibt derzeit auch keinen Grund, unsere Rechtsform der Kollektivgesellschaft zu ändern.

Wie haben Sie die Versicherungsprobleme beispielsweise bei der AHV, der Pensionskasse, der Unfallversicherung, der Betriebsunterbruchversicherung oder der Haftpflicht rund um Ihre Kollektivgesellschaft und deren Tätigkeit gelöst?
Patrick Ziegelmüller: Dank der Betreuung durch unseren Versicherungsfachmann Reto Leutert von der ABC Ärzteberatung gab es bisher keine Probleme im Versicherungsbereich. Bei Fragen erhalten wir stets zeitnah eine kompetente Antwort.

Sie bieten aufgrund ärztlicher Verordnungen Domizilbehandlungen an und nutzen dabei ein E-Trottinett als Transportmittel: Wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Patrick Ziegelmüller: Das E-Trottinett ist ein einfaches Verkehrsmittel in der Stadt. Man muss keinen Veloständer suchen und kann das Vehikel einfach im Hausgang abstellen. Im Sommer ist das E-Trottinett auch weniger schweisstreibend als das Velo. Somit trifft man nicht verschwitzt bei der Patientin oder bei Patienten ein. Wir nutzen das E-Trottinett wöchentlich etwa zwei bis drei Mal. Anfangs gab es eine Verwarnung der Polizei, da wir auf dem Trottoir gefahren sind: Das E-Trottinett ist dem Velo gleichgestellt und darf nur auf Strasse und Velostreifen genutzt werden. Da haben wir dazu gelernt.

Seit Langem wird im Bereich der Physiotherapie, auch dank einer verbesserten Ausbildung, der Direktzugang der Patientinnen und Patienten zu den Physiotherapeuten als eine Alternative zur bestehenden Verordnungspraxis diskutiert. Das Krankenversicherungsgesetz verlangt jedoch gegenwärtig für physiotherapeutische Behandlungen eine ärztliche Verordnung für die Kostenübernahme durch die Grundversicherung. Was ist Ihre Haltung in dieser Diskussion über den Grundversicherungs-gedeckten Direktzugang zur Physiotherapie und was erwarten Sie in diesem Bereich in der Zukunft?
Patrick Ziegelmüller: Der Direktzugang von Patientinnen und Patienten zur Physiotherapie wäre für uns eine Steigerung der Berufsautonomie. Eine solche Professionalisierung unseres Berufsstands kann allerdings nachhaltig und effektiv nur durch die Akademisierung erreicht werden. Der Abschluss als «Bachelor of Science BSc in Physiotherapie», den ich erworben habe, ist ein erster Schritt in diese Richtung. Ich denke, ich bin aufgrund meiner Ausbildung selbständig in der Lage, zusammen mit meinen Patientinnen und Patienten kritisch-reflektiert einen zielführenden Behandlungsplan zu erstellen und Lösungswege gemeinsam zu definieren. Ich kenne auch die Grenzen meiner Kompetenzen. Deshalb schätze ich den Kontakt zu den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Auch die internen Fallbesprechungen mit den Kolleginnen und Kollegen motivieren mich, mein eigenes Wissen zu hinterfragen und zu aktualisieren. Gleichwohl: Ich hoffe, dass der Direktzugang von Patientinnen und Patienten zur Physiotherapie ein primäres berufspolitische Ziel unseres Berufsverbands «Physioswiss» ist. Somit würde ich mich freuen, wenn ich die mit dem Direktzugang verbundene Verantwortung irgendwann übernehmen darf.

Hier noch eine Frage aus aktuellem Anlass: Wie hat sich die Coronakrise auf Ihre Tätigkeit als Physiotherapeut ausgewirkt?
Patrick Ziegelmüller: Die Maske verdeckt das Gesicht zum grossen Teil. Es ist deutlich schwieriger geworden, aufgrund der Mimik der Patientinnen und Patienten die Intensität der Behandlung zu regulieren. Auch geht wertvolle Behandlungszeit verloren, um die mit Corona verbundenen erhöhten Hygienestandards einzuhalten. Dazu noch ein witziges Beispiel aus der Praxis: Ich behandle einen Patienten nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbands in der vierten Serie. Bisher haben wir passiv gearbeitet, auf der Liege und im Trainingsbereich an den Geräten, und zwar beides mit Maske. Vor zwei Wochen waren wir dann für Sprungvariationen gemeinsam nach draussen gegangen. Dafür haben wir uns der Maske entledigt. Wir mussten dann beide so lachen, weil wir einfach komplett anders aussahen als mit der Maske. Irgendwie im Nachhinein finde ich diese Situation aber doch etwas traurig: Wegen der Coronamassnahmen geht im menschlichen Kontakt Etliches verloren. Man nimmt nicht mehr gänzlich wahr, wer man eigentlich ist.

Zum Schluss: Welchen Ratschlag können Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen als Physiotherapeut, der den Schritt in die Selbständigkeit wagte, unseren Leserinnen und Lesern kommunizieren?
Patrick Ziegelmüller: Aus meinen Erfahrungen kann ich sagen: Im Vorfeld der Gründung einer Praxis ist die umfassende Planung aller Details sehr wichtig. Namentlich der Standort und das Praxiskonzept müssen einen selbst und besonders auch die Patientinnen und Patienten überzeugen. Kleine Korrekturen kann man immer machen, aber die grobe Richtung muss klar vorgegeben sein. Falls man einen Geschäftspartner hat, empfehle ich unbedingt, einen juristisch abgesicherten Gesellschaftervertrag abzuschliessen. Nur dann hat man bei allfälligen Meinungsverschiedenheiten etwas Verbindliches in der Hand. Diese Kosten lohnen sich!



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