Dr. med. Simone Egli, 36-jährig (Bild links), und Dr. med. Maria Mayer, 38-jährig (Bild rechts), beide bis vor Kurzem Oberärztinnen im Luzerner Kantonsspital, werden ab 1. Juli 2021 als neue Gesellschafterinnen in die als einfache Gesellschaft geführte Gruppenpraxis Römerhof in Alpnach Dorf eintreten. Dies geschieht im Rahmen der Nachfolgeregelung von einem der bisherigen zwei Gesellschafter. Im Gespräch mit den ABC-E-News geben die beiden verheirateten Ärztinnen mit Kindern einen Einblick in die Motivation für ihren Gang in die Selbständigkeit im Rahmen einer Gruppenpraxis und die damit verbundenen Schritte.
Dr. Simone Egli, wie sieht ihr bisheriger beruflicher Werdegang aus?
Dr. Simone Egli: Ich habe das Medizinstudium 2009 in Zürich abgeschlossen. Dann war ich fünf Jahre als Assistenzärztin in der Inneren Medizin, Pädiatrie, Hausarztmedizin und auf einem interdisziplinären Notfall tätig. Nach dem Facharzttitel «Allgemeine Innere Medizin FMH» im Jahr 2015 war ich im Zuger Kantonsspital auf der Inneren Medizin und anschliessend drei Jahre im Luzerner Kantonsspital Sursee auf dem interdisziplinären Notfall als Oberärztin tätig.
Dr. Maria Mayer, wie steht es bei Ihnen?
Dr. Maria Mayer: Nach dem Abschluss meines Medizinstudiums 2008 in Deutschland an der Universität Ulm habe ich als Assistenzärztin in der Inneren Medizin, Chirurgie, Hausarztmedizin und im Interdisziplinärer Notfall gearbeitet, und zwar seit 2010 in der Schweiz. Den Facharzttitel «Allgemeine Innere Medizin FMH» habe ich 2015 erworben. Die letzten viereinhalb Jahre war ich als Oberärztin im Luzerner Kantonsspital in der Inneren Medizin und im Interdisziplinären Notfall tätig.
Wann haben Sie sich entschlossen, ab dem 1. Juli 2021 als Gesellschafterinnen in die Gruppenpraxis Römerhof in Alpnach Dorf einzutreten?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Wir kennen uns seit 2014, als wir beide Assistenzärztinnen im Kantonsspital Obwalden waren. In den folgenden Jahren konnten wir neben der Tätigkeit als Oberärztinnen auch Erfahrungen in der Hausarztmedizin sammeln. Wir tauschten uns regelmässig über unsere privaten und beruflichen Situationen aus. Im Februar 2020 waren wir beide an einem Punkt angelangt, wo wir eine Alternative zur Anstellung im Spital suchten.
Was geschah dann?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: In der Region unserer Wohnorte in den Kantonen Obwalden und Nidwalden haben wir mit verschiedenen Hausärzten Kontakt aufgenommen. Dabei stiessen wir auch auf das Inserat von Dr. med. Leo Spichtig von der Gruppenpraxis Römerhof in Alpnach Dorf, der wegen der bevorstehenden Pensionierung seine Nachfolge regeln wollte. Nach einigen Gesprächen war klar, dass wir den Schritt in diese Hausarztpraxis zusammen machen möchten. Deshalb begannen wir, im Hinblick auf eine Ablösung von Dr. Spichtig als angestellte Hausärztinnen in der Gruppenpraxis Römerhof zu arbeiten. Das hat uns gut gefallen, weshalb wir am 1. Juli 2021 den Praxisanteil von Dr. Spichtig übernehmen werden.
Wie und in welcher Rechtsform wird die Gruppenpraxis Römerhof ab dem 1. Juli 2021 geführt?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Die Gruppenpraxis Römerhof wird seit 18 Jahren von Dr. med. Leo Spichtig und Dr. med. Gregor Duss im Rahmen einer einfachen Gesellschaft betrieben. Beide Ärzte sind hälftig an der Gesellschaft beteiligt. Ab dem 1. Juli 2021 werden wir als Gesellschafterinnen in die einfache Gesellschaft eintreten. Ab dann werden Dr. Duss und wir beide zu je einem Drittel an der Gruppenpraxis beteiligt sein.
Wer hat Sie bei der Gestaltung Ihrer künftigen Zusammenarbeit mit dem bisherigen Gesellschafter Dr. med. Gregor Duss unterstützt?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Wir haben mit Dr. Duss über die künftige Zusammenarbeit in der Gruppenpraxis ausführliche Diskussionen geführt. Die dafür notwendigen Kenntnisse haben wir durch eigene Recherchen, die Erfahrungen der derzeitigen Praxisinhaber, sowie durch Hinweise von Juristen, Treuhändern, Bankiers und Notaren gewonnen. Eine grosse Herausforderung war es dabei, die notwendige Zeit für die aufwändigen Vorbereitungsarbeiten freizuschaufeln, eine gute Kommunikationskultur aufzubauen und die Planung zielgerichtet voranzutreiben. Dabei tauchten immer wieder neue Hürden auf. Und es brauchte viele E-Mails, Telefongespräche und Kurse bis alle notwendigen Bewilligungen vorhanden waren. Einige Dinge sind nach wie vor ausstehend.
Gab es besondere Versicherungsprobleme, beispielsweise bei der AHV, der Pensionskasse, der Unfallversicherung, der Betriebsunterbruchversicherung oder der Ärztehaftpflicht und wie haben Sie diese gelöst?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Auf Anraten der bisherigen Gesellschafter Dr. Spichtig und Dr. Duss haben wir uns ein halbes Jahr vor der geplanten Praxisübernahme das erste Mal mit der ABC Ärzteberatung getroffen. Aufgrund der langjährigen guten Erfahrungen der Gruppenpraxis Römerhof haben wir uns für die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dieser Versicherungsberatung entschieden. Bisher lief deshalb aus unserer Sicht im Bereich der Versicherungen alles reibungslos.
Welche besonderen Vorteile ergeben sich für Sie, künftig in der Gruppenpraxis Römerhof tätig zu sein?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Aufgrund der familiären Situation kommt es derzeit für uns nicht in Frage, jede für sich allein in einer eigenen Hausarztpraxis tätig zu sein. Mit kleinen Kindern und arbeitstätigen Ehemännern wollen wir nicht mehr als 60 Prozent pro Person arbeiten. Zudem schätzen wir den in einer Gruppenpraxis vorhandenen fachlichen Austausch. Auch die gemeinsame Nutzung der Räumlichkeiten, der Praxismitarbeitendem und der Praxiseinrichtung sowie die möglichen gegenseitigen Stellvertretungen sehen wir als eindeutigen Vorteil gegenüber einer Tätigkeit in einer Einzelpraxis.
Hier noch eine Frage aus aktuellem Anlass: Wie wirkt sich die Coronakrise auf Ihre Tätigkeit aus?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Derzeit spüren wir im hausärztlichen Alltag von der Coronakrise eigentlich recht wenig. Natürlich ist das Thema stets präsent und es kommen immer wieder Fragen zur Coronaimpfung. Gelegentlich machen wir einen Covidabstrich. Auch «Long Covid» betrifft uns zunehmend. Kommt dazu: Allenfalls werden wir aus allgemein-infektiologischen Gründen die Abstandsregeln, den Verzicht auf den Händedruck und die Maskenpflicht noch lange Zeit aufrechterhalten. Dies, obwohl es die Maskenpflicht deutlich erschwert, die Patienten ‘face to face’ kennenzulernen. Kann sein, dass das jetzt in der Übergangsphase der Gruppenpraxis Römerhof für den Vertrauensaufbau von den Patienten zu uns zwei neuen Hausärztinnen eher ungünstig ist.
Zum Schluss: Welche Überlegungen und welchen Ratschlag können Sie aufgrund Ihres Entscheides, künftig in der Gruppenpraxis Römerhof tätig zu sein, unseren Leserinnen und Lesern kommunizieren?
Dr. Simone Egli und Dr. Maria Mayer: Das Wagnis in die Selbstständigkeit eingehen! Es gibt so viele neue Bereiche, in die man nach diesem Entscheid eintauchen darf und auch muss. Der Schritt in die Selbständigkeit ist spannend und eine unglaubliche Horizonterweiterung. Es braucht dabei jedoch unbedingt genügend Vorlauf, auch wenn es sich «nur» um eine Praxisübernahme handelt. Aber das Wichtigste aus unserer Sicht ist die Kollegialität unter den Ärzten. Wenn man nicht auf der gleichen Wellenlänge ist, wird es in einer Gruppenpraxis vermutlich sehr schwierig werden. Deshalb gilt: Wichtige und «heikle» Themen sollte man früh ansprechen und ausdiskutieren.