Das ambulante Tarifmonitoring des Berufsverbands der Ärztinnen und Ärzte FMH zeigt eine rückläufige Kostenentwicklung, weniger Arztbesuche und weniger operative Eingriffe im vergangenen Jahr. Diese Ergebnisse decken sich mit dem Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung MOKKE des Bundesamts für Sozialversicherungen. Erwartungsgemäss stiegen dagegen die telemedizinischen Konsultationen. Zugenommen hat auch die Nachfrage nach psychiatrischer Versorgung. Unter Vorjahr liegen aber sowohl die Anzahl Patienten pro Praxis wie auch die abgerechneten ärztlichen Leistungen und somit die Kosten pro Patient. Auch das Taxpunktvolumen pro Praxis war rückläufig. Und: Für das erste Quartal 2021 ist noch kein Aufholeffekt zu erkennen.
Erster Lockdown 2020 verursacht in den Praxen Einbruch bis zu 40 Prozent
Der Lockdown der ersten Welle von 2020 bewirkte einen massiven Einbruch in den Arztpraxen. Je nach Fachbereich rechneten Ärztinnen und Ärzte bis zu 40 Prozent weniger Leistungen ab. Insgesamt lag der Rückgang pro Praxis im zweiten Quartal durchschnittlich bei rund 14 Prozent. Aufgrund der Schutzmassnahmen, welche in den Praxen aufgrund des Coronavirus getroffen werden mussten, ergaben sich zudem erschwerende Umstände durch Mehraufwände und Mehrkosten. Die invasiv tätige Ärzteschaft beispielsweise konnte in der Zeit des Lockdowns knapp die Hälfte der Behandlungen nicht durchführen.
Aufholjagd im Juni 2020 dank Mehrarbeit der Ärztinnen und Ärzte
Als die Restriktionen gegen nicht dringliche Behandlungen und Eingriffe aufgehoben waren, gab es Nachholbedarf. Die Nachfrage der Patientinnen und Patienten stieg stark an und lag im Juni 2020 über dem Vorjahreswert. Ein Teil der verpassten Eingriffe konnte so dank erheblicher Mehrarbeit seitens der Ärzteschaft nachgeholt werden.
Psychiatrische Behandlungen haben 2020 zugenommen
Kaum einen Rückgang verzeichneten während dem ersten Lockdown trotz teilweise geschlossener Praxen die psychiatrischen Behandlungen. Die Nachfrage nach psychiatrischen Leistungen hat übers ganze Jahr gesehen 2020 insgesamt zugenommen. Diese Zunahme gilt für neue und für bestehende Patientinnen und Patienten, wobei die Erstkontakte sogar während des Lockdowns im März und April 2020 leicht zugenommen haben. Dies kann als Hinweis für die psychische Belastung gewertet werden, welche mit der COVID-Pandemie einhergeht.
Ambulante Kosten 2020 sind gesunken
Die Anzahl Patientinnen und Patienten pro Praxis ging im Jahr 2020 zurück und auch das durchschnittliche Volumen der abgerechneten ärztlichen Leistungen pro Arztbesuch ist im letzten Jahr um knapp zwei Prozent gesunken. Somit ging auch das Volumen der abgerechneten Leistungen pro Praxis zurück. Insgesamt schliesst das Jahr 2020 über alle Facharztdisziplinen mit einem durchschnittlichen Rückgang des TARMED-Volumens von minus 1,15 Prozent pro Praxis.
Kosten pro Patient seit 2017 stabil
Das durchschnittliche TARMED-Volumen, also das Volumen der abgerechneten ärztlichen Leistungen, ist pro Patient seit 2017 stabil. Das zeigt klar, dass keine Kompensation des Tarifeingriffs von 2018 durch Mengenausweitung erfolgte. Das TARMED-Volumen pro Praxis entwickelt sich analog zur Anzahl Patienten pro Praxis. Eine Kostensteigerung oder Kostensenkung hängt damit direkt mit der Anzahl Patienten zusammen, die eine Ärztin oder ein Arzt behandelt. Entgegen der üblichen leichten Zunahme der Anzahl Patienten pro Praxis pro Jahr, welche mit der Demographie zusammenhängt, nahm selbst diese Kennzahl im Jahr 2020 um 1,4 Prozent ab.
Noch keine Erholung im ersten Quartal 2021
Der für das Jahr 2021 zuweilen erwartete Aufholeffekt ist in den Daten des ersten Quartals des ärzteeigenen Monitorings nicht zu erkennen. Im Gegenteil sinkt das TARMED-Volumen pro Praxis in den ersten Wochen des Jahres teilweise bis zu zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Quellen:
- Medienmitteilung der FMH vom 12. Mai 2021 «Ambulantes Tarifmonitoring: Neue Resultate für das Coronajahr 2020»
- «TARMED-Volumen pro Patient seit Jahren stabil» in «Schweizerische Ärztezeitung» vom 12. Mai 2021