Anfrage von Dr. med. S. A. in G.: «Per 1. Januar 2015 zahlte ich 930'000 Franken in den Auszahlungsplan ‘TwinStar Income Plus’ der AXA Winterthur ein. Beginnend am 1. Januar 2024 werden mir laut Vertrag über einen 21-jährigen Zeitraum jährlich mindestens 48'537 Franken ausbezahlt, also insgesamt 1'019'277 Franken. Soweit, so gut, dafür habe ich mich entschieden. Jetzt sollte ich aufgrund eines unvorhergesehenen persönlichen Ereignisses die vor mehr als fünf Jahren investierten 930'000 Franken zurückhaben. Die AXA hat mir jedoch signalisiert, der Rückkaufwert der einbezahlten 930'000 Franken betrage per 13. August 2020 nur noch 824'273 Franken. Das sind mehr als 100'000 Franken Verlust. Ist das normal?»
Das ist der ‘TwinStar Income Plus’-Auszahlungsplan der AXA Winterthur
Der ‘TwinStar Income Plus’ der AXA Winterthur ist laut dessen Basisinformationsblatt ein «Fondsgebundener Auszahlungsplan mit Garantie, der in den AXA (CH) Strategy Fund - Portfolio 40 A CHF von AXA Investment Managers investiert». Der Mischfonds hat einen Aktienanteil von 40 Prozent. Somit sollte das Investment von 930'000 Franken eigentlich im Plus liegen, da beispielsweise der konservative Swiss Market Index SMI zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 13. August 2020, Covidkrisenbaisse inbegriffen, um 14,4 Prozent zugelegt hat:
Das heisst: Wenn man am 1. Januar 2015 40 Prozent oder 372'000 Franken der 930'000 Franken in einen simplen «börsengehandelten Indexfonds ETF auf den Swiss Market Index SMI» anstatt in den Auszahlungsplan und den Rest aufs Sparkonto investiert hätte, läge man heute abzüglich der Kosten rund 50'000 Franken im Gewinn. Fragt sich, wie trotz der doch recht positiven Börsenentwicklung im Auszahlungsplan der für den Investor aufgelaufene Verlust von 105'726 Franken entstehen konnte.
Auszahlungspläne sind in erster Linie Gebührenfresser
Wer in einen Auszahlungsplan 930'000 Franken investiert, verliert schon am ersten Tag sechs Prozent davon oder 55'800 Franken. Das sind nämlich die Einstiegskosten, mit denen vor allem auch der Verkäufer entschädigt wird. Dann geht es aber weiter mit der Gebührenkaskade: Jährlich 0,312 Verwaltungskosten, jährlich 1,2 Garantiekosten, jährlich eine «Management Fee» im Fonds, ergibt zusammen eine Jahresgebühr von 2,812 Prozent oder 26’151.60 Franken gemessen an der Einzahlung von 930'000 Franken. Da die Gebühren das Kapital leider schrumpfen lassen, werden sie dann natürlich absolut tiefer.
Fazit: Vermögen besser selbst kostengünstig anlegen und verzehren
Wer etwas hinter die Kulissen von Auszahlungsplänen blickt, kann nur zu einem Schluss kommen: Das Vermögen selbst anlegen, und zwar auf das per se und ohne Garantiekosten kapitalgesicherte Sparkonto sowie in kostengünstige Anlageinstrumente wie Einzeltitel und börsengehandelte Indexfonds ETF. Jeden Monat kann man dann nach der Pension von der eigenen Geldanlage genau so viel beziehen, wie man zum Leben braucht. Einen teuren Auszahlungsplan braucht es nicht.