Nach über dreieinhalbjähriger Arbeit steht die neue ambulante Tarifstruktur TARDOC der gemeinsamen Tariforganisation ats-tms AG bereit. TARDOC löst TARMED ab. Die Tarifpartner FMH und curafutura haben TARDOC dem Bundesrat zur Genehmigung und Inkraftsetzung auf den 1. Januar 2021 eingereicht (im Bild von der Einreichung von links nach rechts: Pius Zängerle, Direktor curafutura; Urs Stoffel, Mitglied des Zentralvorstandes der FMH, Departementsverantwortlicher Ambulante Versorgung und Tarife; Jürg Schlup, Präsident der FMH; Christof Haudenschild, Geschäftsführer ats-tms AG).
Was ist neu im TARDOC?
Die verwendeten Kostenmodelle sind dem heutigen Stand der Medizin, der Medizinaltechnik und dem heutigen Personalaufwand angepasst. Die Behandlungsdauer der einzelnen Leistungen ist aktualisiert. Dank des medizinischen und technischen Fortschritts sind viele Untersuchungen heute weniger zeitaufwändig, neue Leistungen sind dazugekommen.
Gleichzeitig führte die rasante Professionalisierung des nichtärztlichen Personals in den letzten 20 Jahren zu neuen Leistungen, die im heutigen TARMED nicht abgebildet sind. Die Tarifstruktur wurde vereinfacht. So sind rein stationäre Leistungen eliminiert und der Leistungskatalog von heute 4600 Positionen auf rund 2700 Positionen reduziert. Die Anwendungs- und Abrechnungsregeln sind unter Einbezug der medizinischen Fachgesellschaften neu festgelegt.
Wie geht es weiter
2016 wurde die ats-tms AG mit dem Ziel gegründet, eine revidierte Tarifstruktur für ambulante Arztleistungen zu erarbeiten und laufend weiter zu entwickeln. Die Gesellschafter sind der Krankenversichererverband curafutura umfassend die CSS Versicherung, Helsana, Sanitas und KPT, die Ärzteverbindung FMH und MTK, die Medizinaltarif-Kommission UVG. MTK muss kein Gesuch einreichen. FMH und curafutura bekennen sich zum Prinzip der Kostenneutralität gemäss Artikel 59c Abs. 1 lit c des Krankenversicherungsgesetzes. Leistungserbringer und Versicherer haben aber unterschiedliche Auffassungen, wie die kostenneutrale Überführung von TARMED zu TARDOC umzusetzen ist und reichten daher dem Bundesrat zwei Varianten der Tarifstruktur ein. Die beiden Versionen unterscheiden sich in der Anzahl der Taxpunkte. Es wird gehofft, der Bundesrat setze den genehmigten TARDOC auf den 1. Januar 2021 in Kraft. Die Tarifstruktur TARDOC ist unter dem Link https://tardoc.ats-tms.ch einsehbar.
santésuisse kritisiert
Heinz Brand, Präsident der santésuisse, der führenden Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer, kritisiert am 14. Juli 2019 im SonntagsBlick: «Unser Verband kämpft dafür, dass neue Tarife nicht mehr kosten als heute. Der von curafutura und den Ärzten ausgehandelte Tarif TARDOC dagegen geht in eine andere Richtung. Er erlaubt den Ärzten, ihre Abrechnungen noch mehr zu optimieren. Auch das schlägt wieder auf die Prämien durch. Dass so etwas überhaupt dem Bundesrat vorgelegt wird, ist ein Ärgernis.
FMH kritisiert die Kritik an TARDOC
In einer Medieninformation vom 14. Juli 2019 kritisiert die FMH die Kritik am TARDOC wie folgt: «Wo bleibt der konstruktive Beitrag? Seit Jahren warten die Partner im Schweizer Gesundheitswesen auf konstruktive Beiträge von santésuisse. Anstelle von konstruktiven Beiträgen am Verhandlungstisch liefert santésuisse regelmässig Ankündigungen und unbelegte Schreckensmeldungen. santésuisse ist weiterhin eingeladen, an zukunftsfähigen Lösungen mitzuarbeiten. Im SonntagsBlick vom 14. Juli 2019 behauptet santésuisse, die Prämien würden um 30 Prozent ansteigen. Seit Jahren warten die Tarifpartner auf konstruktive Beiträge von santésuisse – stattdessen verbreitet der Krankenkassenverband über die Medien Angst und Schrecken. Die Prognose zum Prämienanstieg um 30 Prozent entbehrt jeglicher Grundlage. (…) Die FMH lädt santésuisse weiterhin ein, konstruktiv an Lösungen für die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens mitzuarbeiten.»