Alle Welt spricht davon, wegen der längeren Lebenserwartung und der mickrigen Zinsen müsse das Rentenalter von 64 Jahren für die Frauen und 65 Jahren für die Männer rasch erhöht werden. Die Realität sieht aber ganz anders aus: Derzeit gehen 58 Prozent der Erwerbstätigen vor dem ordentlichen Rücktrittsalter in den Ruhestand. Offenbar kann und will sich die Mehrheit der Schweizer eine Frühpensionierung leisten.
Nur jeder Zehnte arbeitet über das Rentenalter hinaus
Neben den 58 Prozent, die sich frühpensionieren lassen, sind 32 Prozent so lange tätig, wie es gesetzlich vorgesehen ist. Nur zehn Prozent arbeiten über das ordentliche Rentenalter hinaus. Das ist das Ergebnis des Pensionskassenspezialisten Swisscanto, der 535 Pensionskassen mit einem Vermögen von knapp 700 Milliarden Franken ausgewertet hat. Wie die Studie weiter zeigt, liegt das durchschnittliche Rücktrittsalter 1,5 Jahre vor dem gesetzlichen AHV-Alter.
Paradiesische Zustände
Die grosse Zahl der Frühpensionierungen ist wohl auch ein Ergebnis der fast paradiesischen Zustände, welche die Neurentner der letzten Jahre mit ihrer Pensionskasse lange Zeit noch durchlaufen haben: Ihr Alterskapital wurde viele Jahre mit vier Prozent verzinst. Und die Rentenumwandlungssätze sind immer noch vergleichsweise hoch, weil sie meist über Jahre in kleineren Schritten gesenkt werden. Der Rentenumwandlungssatz ist der Prozentsatz, mit dem das angesparte Pensionskassenvermögen im Zeitpunkt der Pensionierung in die lebenslange Pensionskassenrente umgewandelt wird. Bei einem Rentenumwandlungssatz von beispielsweise fünf Prozent gibt es für eine Million Franken angespartes Kapital eine Jahresrente von 50'000 Franken (5 Prozent von 1'000'000).
Mithin erreicht die derzeitige Frührentnergeneration überwiegend gute Altersleistungen, die den gewohnten Lebensstandard sicherstellen.
Jetzt sind die Renten im Sinkflug
Das ändert sich rasant. Die Pensionskasse des Bundes PUBLICA zum Beispiel, eine der grössten Pensionskassen der Schweiz, senkt den Umwandlungssatz auf den 1. Januar 2019 im Alter von 65 Jahren auf 5,09 Prozent, nach bisher schon tiefen 5,65 Prozent. Das entspricht einer Rentensenkung von rund zehn Prozent. Bei Frühpensionierungen gibt es dann auf diesem tiefen Umwandlungssatz noch die mathematische Kürzung für die Jahre bis zur ordentlichen Pensionierung. Auch viele andere Kassen senken die Umwandlungssätze und damit die Renten.
Fazit: Die Pensionskassenrenten sind im Sinkflug. Das finanzielle Umfeld für Frühpensionierungen verschlechtert sich. Wer dennoch eine Frühpensionierung plant, muss sich deshalb mit der mutmasslichen Entwicklung seiner Pensionskasse auseinandersetzen und so früh wie möglich vor dem geplanten Frühpensionierungszeitpunkt eine umfassende und schonungslose Vorsorgeplanung in Angriff nehmen.