Burnout ist laut einer amerikanischen Untersuchung unter Ärztinnen und Ärzten weit verbreitet. Notfallärzte und Allgemeinpraktiker trifft es am häufigsten, Psychiater und Dermatologen am wenigsten. Das schreibt die neu aufgeschaltete Online-Plattform für die Gesundheitsbranche Medinside.ch, die sich an die über 500'000 im Schweizer Gesundheitswesen tätigen Menschen richtet.
Über dem Durchschnitt der Berufstätigen
Laut dem Beitrag in Medinside.ch leidet jeder zweite amerikanische Arzt für Innere Medizin unter einem Burnout. Dies ergab die jährlich durchgeführte Untersuchung «Physician Lifestyle Report 2015» des amerikanischen Branchennetzwerks «Medscape». Die Studie liefert detaillierte Angaben über die Verbreitung des Burnout in einzelnen Fachgebieten der Medizin. Demnach sind Notärzte am stärksten von Erschöpfungszuständen betroffen, Internisten und Allgemeinpraktiker sind praktisch gleichauf. Die Hälfte von ihnen gibt an, unter einem Burnout zu leiden - im Vorjahr waren es noch 43 Prozent. Am unteren Ende der Tabelle finden sich Psychiater und Dermatologen. Die Raten liegen über dem Durchschnitt der amerikanischen Berufstätigen.
Anteil der amerikanischen Fachärzte, die unter einem Burnout leiden
- Notfallärzte 52 Prozent
- Internisten, Allgemeinpraktiker 50 Prozent
- Allgemeine Chirurgen 50 Prozent
- Radiologen 49 Prozent
- Neurologen 49 Prozent
- Urologen 49 Prozent
- Pneumologen 47 Prozent
- Kardiologen 46 Prozent
- Endokrinologen 45 Prozent
- Örthopäden 45 Prozent
- Plastische Chirurgen 45 Prozent
- Kinderärzte 44 Prozent
- Onkologen 44 Prozent
- Anästhesieärzte 44 Prozent
- Rheumatologen 43 Prozent
- Allergologen und Immonologen 43 Prozent
- Gastroenterologen 41 Prozent
- Psychiater 38 Prozent
- Dermatologen 37 Prozent
Administrativer Druck
Dieser Befund führte in den USA zu einer Debatte über die Gründe des hohen Stressfaktors der Allgemeinpraktiker. In einem Essay führt der Internist Gregory A. Hood den Stress auf die hohen idealistischen Werte zurück, welche die Allgemeinpraktiker auszeichnet. Dieser macht sie anfälliger für Enttäuschungen im Berufsleben. Dies speziell für Dinge, die sie nicht selber beeinflussen können wie etwa administrative Aufgaben. Häufig seien Ärztinnen und Ärzte zu beschäftigt, um ihre Erschöpfung zu diagnostizieren, oder könnten sich ein Burnout nicht eingestehen. Eine andere Stimme weist darauf hin, dass die eigentliche Krux darin liegt, dass Ärztinnen und Ärzte nicht gewohnt sind, miteinander über Probleme zu reden, die sie selbst betreffen. Sie glaubten, den Burnout ohne fremde Hilfe bewältigen zu können.
Ähnlicher Befund aus der Schweiz
Die Studie ähnelt Untersuchungen, die in anderen Ländern durchgeführt wurden, darunter auch der Schweiz. Eine Untersuchung des Genfer Universitätsspitals brachte vor fünf Jahren ähnliche Resultate. Damals wurde bei 42 Prozent der Allgemeinpraktiker ein «mässiges» Burnout-Syndrom festgestellt, bei Kinderärztinnen und Kinderärzten lag der Anteil bei 34 Prozent. Der Anteil der schweren Formen lag bei 6 und 4 Prozent. Allgemeinpraktiker waren sowohl von der leichteren als auch der schweren Form des Ausbrennens stärker betroffen als der Durchschnitt der befragten Ärztinnen und Ärzte.