Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer sind über Klimaveränderungen, Kinderarbeit oder die Verschleuderung von knappen Ressourcen besorgt. Trotzdem ist nur ein Bruchteil der Kapitalanlagen der Privathaushalte „nachhaltig im engeren Sinne“ investiert. Lesen Sie, was nachhaltige Anlagen sind und wo man sich darüber informieren kann.
Mit dem Geldanlegen eine möglichst hohe risikogewichtete Rendite erzielen und damit auch noch zu einer besseren Zukunft der Welt beitragen: Das ist das Ziel der nachhaltigen Investitionen aufgrund der ESG-Kriterien „Umwelt (Environment)“, „Soziales“ und „Gute Unternehmungsführung“. Seit zehn Jahren misst das Forum Nachhaltige Geldanlagen FNG den Umfang dieses Anlagemarkts in der Schweiz.
Nur wenige Milliarden kommen von Privatinvestorinnen und Privatinvestoren
Laut dem soeben veröffentlichten „FNG-Jahresbericht 2014“ sind die nachhaltigen Geldanlagen namentlich mittels Anlagefonds und Verwaltungsmandaten im letzten Jahr um 26 Prozent auf 71,3 Milliarden Franken gestiegen. Davon entfallen 63 Prozent auf institutionelle Investoren wie Anlagestiftungen, Pensionskassen, kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen. Lediglich etwas mehr als ein Drittel wird von Privatinvestoren getätigt. Dies, obwohl die Privathaushalte in der Schweiz über mehrere Hundert Milliarden Franken Anlagekapital verfügen.
Das ist „nachhaltig“
Bei nachhaltigen Geldanlagen werden in der Finanzanalyse neben den Performanceaussichten weitere Kriterien ökologischer, sozialer oder ethischer Art mit hohem Gewicht berücksichtigt. Am besten verständlich ist das bei den Themenfonds. Diese konzentrieren sich auf genau umschriebene Bereiche wie erneuerbare Energien, grüne Immobilien, Verminderung des Kohlenstoffausstosses, nachhaltige Wasserversorgung oder Mikrokredite. Eine andere Strategie sind strikte Ausschlusskriterien in den Anlagevorschriften. Unter die Tabus fallen beispielsweise Investitionen im Zusammenhang mit Rüstung, Atomkraft, Tabak, Kinderarbeit, Tierversuchen, Pestiziden, Alkohol, Glücksspiel, kontroversem Umweltverhalten, Genmanipulationen oder Verletzungen von internationalen Normen und Standards.
Ein verbreiteter Ansatz ist auch die „Best-in-Class“-Strategie. Dabei wird ausschliesslich in die Unternehmen investiert, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht die höchsten Standards setzen. Weitere mögliche Strategien sind das „Engagement“, die „Einflussnahme“ oder die „Stimmrechtsausübung“: Der Vermögensverwalter wird neben der Pflicht zur bestmöglichen Performance zusätzlich zwingend verpflichtet, bei den Unternehmen mit allen Kräften auf die Einhaltung der ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien hinzuwirken.
Nachhaltigkeit im weiteren Sinne
Neben den 71,3 Milliarden Franken, die „im engeren Sinn“ nachhaltig angelegt sind, gibt es laut dem „FNG-Jahresbericht 2014“ in der Schweiz „Nachhaltige Geldanlagen im weiteren Sinne“ im Umfang von insgesamt 2,57 Billionen Franken. Das sind Anlagevermögen, bei deren Investition einzelne nachhaltige Ausschlusskriterien einzuhalten sind. Die Ausschlüsse beziehen sich am häufigsten auf Antipersonenminen und Streumunition. Gut vertreten sind auch biologische, chemische und atomare Waffen, Kernenergie, Pornografie, Tabak, Gentechnik oder Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten. Überdies umfasst die „Nachhaltigkeit im weiteren Sinn“ Anweisungen in den Anlagevorschriften zur Stimmrechtsausübung oder zum Engagement für die Einhaltung von nachhaltigen Kriterien. Wichtig: Einige wenige Ausschlusskriterien oder Anweisungen reichen für die Bezeichnung „nachhaltig im engeren Sinn“ nicht aus.
Sich informieren!
Das Forum Nachhaltige Geldanlagen FNG bietet auf seiner Website http://www.forum-ng.org viele Definitionen und Hintergrundinformationen. Dort lässt sich auch der „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2014“ herunterladen. Eine nützliche Suchmaschine für nachhaltiges Geldanlegen ist die Website http://www.nachhaltiges-investment.org. Darauf finden sich einschlägige Anlagefonds, Aktien und Indizes, Einblicke in Analysemethoden sowie aktuelle Nachrichten.