Das von Thomas Jordan (Bild) präsidierte Direktorium der Schweizerischen Nationalbank stellt in seiner Lagebeurteilung vom 18. September 2014 nüchtern fest: In der Schweiz lag das Wachstum des Bruttoinlandprodukts im zweiten Quartal mit einer Jahresrate von minus 0,2 Prozent deutlich unter den Erwartungen. Die Nationalbank rechnet für das laufende Jahr nun mit einer Wachstumsrate von nur knapp 1,5 Prozent, nachdem sie im Juni noch von rund zwei Prozent ausgegangen war.
Die weltwirtschaftliche Erholung bleibt anfällig für weitere Störungen. Die geopolitischen Spannungen könnten das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten zusätzlich belasten. In der Schweiz werden die Produktionskapazitäten länger unterausgelastet bleiben als bisher angenommen. Auch auf dem Arbeitsmarkt dürfte sich die Erholung verzögern.
Keine Inflationsgefahr und Zinsen bleiben tief
Die Wirtschaftsaussichten haben sich somit spürbar verschlechtert. Gleichzeitig ist der Schweizerfranken nach wie vor hoch bewertet. Die Schweizerische Nationalbank hält deshalb unverändert am Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro fest und belässt das Zielband für den Leitzins für dreimonatige Franken (LIBOR – London-InterBank-Offered-Rate) unverändert bei null bis 0,25 Prozent.
Gute Kunde für die Inhaber von nominellen Guthaben wie Bankkonten, Obligationen oder Renteneinkommen und Rentenerwartungen: Die bedingte Inflationsprognose der Nationalbank zeigt einen mittelfristig deutlich verringerten Teuerungsdruck. Ab Mitte 2015 liegt die Inflation tiefer als bisher angenommen. Das ist vor allem auf die verschlechterten internationalen Konjunkturaussichten sowie das verlangsamte Wirtschaftswachstum zurückzuführen. Für das laufende Jahr bleibt die Inflationsprognose bei kaum spürbaren 0,1 Prozent. Für 2015 liegt die neue Prognose nun mit 0,2 Prozent um 0,1 Prozentpunkte und für 2016 mit 0,5 Prozent sogar um 0,4 Prozentpunkte tiefer als bei der letzten Lagebeurteilung.
In diesem Umfeld gibt es auch keinen Spielraum für Zinserhöhungen: Sparzinsen und Hypothekarzinsen bleiben historisch tief.